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Anwalt Jugendkriminalität

 

 

Jugendkriminalität

Zur Gewaltkriminalität bei Jugendlichen und der Einfluss von Gewaltdarstellungen in den Massenmedien

Eine Kurzdarstellung von

Frau Assessorin Anja Schmidt

 

 

Neben den allgemeinen Kriminalitätstheorien gibt es eigenständige Erklärungsmodelle, die sich exklusiv mit einzelnen Ursachen und bestimmten Erscheinungsformen abweichenden Verhaltens befassen.

Als eine Ursache für Gewaltkriminalität soll speziell der Einfluss von Gewaltdarstellungen in den Massenmedien in den Blick genommen werden. Der Jugendliche heute verfügt über zahlreiche Medien, auf die er – mit Hilfe des Internets – nahezu unbegrenzten Zugriff hat.

Konnte man früher Filme, Videos oder Computerspiele zensieren oder verbieten, ist die Einflussnahme auf die Verbreitung dieser Medien heute nur noch minimal. Was für den Handel verboten wird, weil zu Befürchten steht, dass es bei jungen Menschen Schäden anrichten könnte, besorgen sich die Kids ohne Probleme im Internet. Fast täglich schießen neue, immer abstrusere Computer- und Videospiele wie Pilze aus dem Boden. Diese augenscheinlich unbegrenzte Flut an Spielen, Filmen und ähnlichem, sowie die Zugriffsmöglichkeiten der Jugendlichen auf diese Medien, macht eine Kontrolle schier unmöglich.

courty.jpg (55551 Byte)Filme und Spiele werden dabei zunehmend brutaler, die Darstellung innerhalb der Video- und Computerspiele immer realistischer. Während das Videospiel „Mortal Combat“ in den frühen 90er-Jahren eher comicmäßig und mit merkwürdig aussehenden grell bunten Figuren daherkam, die der Spieler von außen betrachtete und steuerte, können die neueren Spiele mit mehr Realismus aufwarten: Bereits mit dem Killerspiel „Doom“ änderte sich die Qualität der Spiele dahingehend, dass die Grafiken realistischer wurden, die Szenerien brutaler. Die modernen Ego-Shooter-Spiele, bei denen der Spieler über den Lauf seiner Waffe blickt, mit der er tötet, haben nicht nur die Perspektive des Spielers geändert und diesen gänzlich zum Alleinherrscher einer virtuellen Welt gemacht, die menschlichen Personen, die hier virtuell und en gros getötet werden, sehen auch wie menschliche Personen aus.

Dennoch wird nicht jeder Jugendliche, der sich mit diesen Medien beschäftigt, automatisch aggressiv und damit zum potenziellen Gewalttäter. Es kommt auf mehrere Faktoren an, wobei ein nicht unwesentlicher Faktor ist, wie der Einzelne auf diese Darstellungen reagiert.

Schon seit Jahren wird kontrovers diskutiert, wie die Flut von Gewalt in den Massenmedien insbesondere auf junge Menschen wirkt.

Hierzu werden verschiedene Konzepte vertreten:

Nach einer Theorie führt das Ansehen von Gewaltdarstellung und die virtuelle Ausübung von Gewalt mittels Computer- oder Videospiele zu einer Aggressionsabfuhr. Aggressionen werden abgebaut und müssen nicht mehr in das reale Leben getragen werden. Die so genannte Katharsishypothese konnte zwar bislang noch nicht empirisch verifiziert werden; Gewaltdarstellungen in den Medien werden jedoch von vielen Konsumenten als eine Art Ersatzbefriedigung empfunden.

Die Stimulationsthese ist durch Untersuchungen tendenziell bestätigt worden und geht davon aus, dass Gewalt in den Medien das Erlernen von gewalttätigen Handlungsmustern erleichtert.

Eine weitere Theorie nimmt eine gewaltfördernde Wirkung von Gewaltdarstellungen in den Medien an. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch nicht im Erlernen aggressiver Verhaltensmuster, sondern bei der Gewöhnung an Gewalt. Nach dieser Habitualisierungsthese führt der ständige Konsum in den Massenmedien zu einer Abnahme der Sensibilität gegenüber Gewalt, also zu einer Abstumpfung.

Auch diese These ist mittlerweile durch Untersuchungen bestätigt worden.

Dennoch bleibt die überwältigende Zahl der Millionen jugendlicher Computerspieler völlig friedlich.

Denn – wie oben bereits erwähnt – ist der Einfluss von Gewaltdarstellungen in den Massenmedien nur eine Ursache für Gewaltkriminalität.

Die Beziehung zwischen Gewalt in den Medien und Aggression, die im schlimmsten Fall in der Gewaltkriminalität mündet, ist nicht monokausal. Gewaltdarstellungen sind nie die einzige und auch nicht die Hauptursache für Gewaltkriminalität bei Jugendlichen.

Vielmehr setzt ein durch Gewaltdarstellungen hervorgerufener aggressionsstimulierender Effekt beim Einzelnen entsprechende psychische Defekte voraus. Diese Defekte beruhen ihrerseits auf bestimmten Sozialisationsbedingungen wie der Familie, dem sonstigen Umfeld, Schulbildung und weiteren Faktoren.

Was also kann man tun?

Da man wohl auch künftig mit diesen Medien leben muss, stellt sich die Frage, wie man mit ihnen umgehen soll und wie man Jugendliche davor schützen kann, durch die Massenmedien als wesentlicher „Lieferant“ aggressiver Verhaltensmuster, selbst aggressiv zu werden und gegenüber realer Gewalt gegen andere Menschen abzustumpfen.

Ein beliebter Vorschlag der Erziehungswissenschaftler war stets, den Kindern und Jugendlichen die „Zeit mit den Medien“ sinnvoll einzuteilen. Ein bis zwei Stunden am Tag wurde als Richtlinie für die Verweilzeit der jungen Menschen vor Fernseher oder Computer propagiert.

Theoretisch ist dieser Ansatz auch sinnvoll. Der Dauerkonsum von brutalen Gewaltvideos und Killerspielen kann bei Jugendlichen zur Abstumpfung und zur Isolation führen. Wird dieser Prozess nicht gestoppt, kann mit der Isolation auch ein Realitätsverlust einhergehen.

Praktisch jedoch ist eine zeitliche Kontrolle kaum auszuüben. Die Jugendlichen treffen sich mit Freunden (die meist über Computer, DVD, Playstation usw. verfügen können) und für alle Fälle gibt es auch noch Internet-Cafés. Noch Anfang der 90er-Jahre hatte kaum ein Jugendlicher Zugriff auf Computer, Videorekorder oder Spielkonsole, nur wenige Haushalte hatten einen Internet-Anschluss. Bei den wenigen privilegierten Jugendlichen, die über diese Möglichkeiten verfügen konnten, trafen sich dann deren Freunde. Filme und Spiele waren ein gemeinsames Erlebnis mit kommunikativen Elementen.

Was Eltern oder sonstige Erziehungsberechtigte heute tun können, ist, sich zunächst einmal zu informieren:

Auf verschiedenen Seiten im Internet werden ausführliche Besprechungen der Filme und Spiele angeboten, sowie die entsprechenden Altersempfehlungen angegeben. Hier kann man sich einen ersten Überblick über das Angebot verschaffen.

Will man den Jugendlichen einen sinnvollen Umgang mit den Medien näher bringen, sollte man versuchen, sich in Gesprächen mit ihnen sachlich auseinander zu setzen. Verbote bringen gar nichts, da eine Kontrolle kaum möglich ist. Will man ihnen einen selbstverantwortlichen Umgang mit den Medien beibringen, sollte man diesen möglichst unvoreingenommen gegenüber treten. Es gilt zunächst einmal herauszufinden, mit welchen Spielen oder Filmen sich die Jugendlichen gerade beschäftigen, in welcher Art sie die Medien konsumieren (alleine oder in der Gruppe) und wie sie selbst die jeweiligen Medien sehen.

Es ist ein großer Unterschied, ob das Kind oder der Jugendliche tagtäglich in seinem Zimmer sitzt und sich über Stunden alleine mit einem Spiel beschäftigt, oder ob er gemeinsam mit Freunden sog. Netzwerkspiele spielt, bei denen Teams gebildet werden, auch taktische Fähigkeiten eine Rolle spielen und zwischen den Spielen Kommunikation zwischen den einzelnen Spielern stattfindet.

Fragen Sie Ihre Kinder, welches Spiel sie gerade spielen, was sie daran besonders gut finden und warum. Schauen Sie sich Filme mit ihnen zusammen an; wenn es möglich ist, spielen Sie ruhig mal ein Computerspiel mit den Jugendlichen gemeinsam. Durch offene Fragen während und nach dem Medienkonsum kann versucht werden, Einstellungen und Wertigkeiten herauszufinden und auch Veränderungen der Jugendlichen zu bemerken.

Warnzeichen, die beachtet werden sollten, sind der Rückzug des Jugendlichen von der Familie und von Freunden, Interessenlosigkeit gegenüber Mitmenschen oder früheren Freizeitaktivitäten, Absinken der schulischen Leistungen und sonstige auffällige Veränderungen.

Der Dialog mit anderen Eltern und Lehrer ist hierbei von größter Wichtigkeit.

Veränderungen von Kindern und Jugendlichen in deren Einstellungen und Verhalten können nur registriert und im nächsten Schritt möglicherweise aufgefangen werden, wenn alle sich verantwortlich fühlen und verhaltensauffällige junge Menschen nicht sich selbst überlassen bleiben.

Abschließend sei noch angemerkt, dass sozial integrierten, in einem intakten Umfeld aufwachsenden Jugendlichen ausreichend gewaltfreie Handlungsmuster vermittelt werden und vermittelt werden sollten. Diese positiven Vorbilder im familiären und gesellschaftlichen Umfeld befähigen sie, Konflikte auch dann ohne Gewalt zu lösen, wenn sie gewalttätige Konfliktlösungsmuster aus den Massenmedien kennen.

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